Schuhmarke bleibt in Schweizer Händen: Unternehmerfamilie Müller übernimmt «Kandahar»
Überraschung in der Schuhbranche: Die traditionelle und exklusive Schuhmarke «Kandahar» wird von der Thurgauer Unternehmerfamilie Karl Müller (kybun & Joya) übernommen. Mit dem Besitzerwechsel wird der Produktionsstandort von Gwatt schrittweise nach Sennwald verlegt.
Der Name «Kandahar» steht seit 1932 für exklusive Qualität, Handarbeit und Swissness. Firmengründer Fritz von Allmen stellte anfangs Skischuhe her. Mit dem 1945 entwickelten Après-Skischuh gelang ihm der Durchbruch. Die wintertauglichen, leichten und bequemen Schuhe mit auffälligem Look verbreiteten sich rasch. Zu den prominentesten «Kandahar»-Trägern gehörte unter anderem Charlie Chaplin. Zu Spitzenzeiten produzierte das Familienunternehmen in ihrer Schuh-Manufaktur im Berner Oberland mit den 30 Mitarbeitenden 15'000 Paar Schuhe pro Jahr. Die Verkaufszahlen sind in den vergangenen Jahren unter anderem wegen den immer wärmer werdenden Wintern und der Corona-Situation eingebrochen. Im Juli war das Traditionsunternehmen zudem noch von Hochwasser betroffen. Dies alles führte dazu, dass Firmeninhaber Manuel von Allmen bewusst wurde, dass er als kleines Familienunternehmen die Herausforderungen nicht mehr alleine stemmen kann. Ihm ist es jedoch wichtig, dass die Kultmarke erhalten bleibt..
Unternehmerfamilie Müller setzt auf «Kandahar»
Die beiden Thurgauer Unternehmer Karl Müller III und Karl Müller IV - Vater und Sohn - erfuhren über einen gemeinsamen Bekannten, dass die Schuhmarke «Kandahar» auf der Suche einer Nachfolgelösung ist. «Dies war vor wenigen Monaten», erinnert sich Karl Müller IV. Auf der Rückfahrt von der kybun-Produktionsstätte in Sennwald nach Roggwil haben die beiden entschieden mit dem Familienunternehmen in Kontakt zu treten und ein Angebot für eine Übernahme der Markenrechte zu unterbreiten. «Es war wie so oft in unserem Leben ein Bauchentscheid», erklärt Karl Müller III. Ihm und seinem Sohn ist es wichtig, dass die renommierte Marke nicht vom Markt verschwindet und in den Händen eines Schweizer Familienunternehmens bleibt. Ein mutiger Entscheid, zumal die Traditionsmarke aktuell mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen hat. Dazu Karl Müller IV: «Wir glauben an einen nachhaltigen Erfolg der Marke Kandahar. Jetzt gilt es diese zuerst zu stabilisieren und danach die Marke kontinuierlich weiter aufzubauen und wieder zu etablieren.» Im Fokus stehen die Qualität, Zuverlässigkeit und der Brand «Swiss Made».
"Kandahar" bleibt Swiss Made
Produziert werden die «Kandahar»-Schuhe künftig in der bestehenden kybun-Manufaktur in Sennwald. «Die hochwertigen Schuhe erfordern viel Handarbeit. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, automatisieren wir möglichst viele Prozesse. Nur so können wir nachhaltig in der Schweiz produzieren», erklärt Karl Müller III. Sobald wie möglich werden die «Kandahar»-Schuhe vom bestehenden kybun-Team produziert. Mittel- und langfristig sollen in Sennwald zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. «Wir sehen ein stark wachsendes Interesse an echten Schweizer Schuhen im In- und Ausland.», sagt Karl Müller IV. Das erste Modell der neuen «Kandahar»-Ära wird voraussichtlich im Herbst 2022 auf den Markt kommen. Manuel von Allmen, der bisherige Produzent der «Kandahar»-Schuhe, freut sich, dass die Traditionsgeschichte der Marke weitergeht: «Die Unternehmerfamilie Müller bietet aus meiner Sicht die besten Chancen, dass Kandahar nachhaltig bestehen bleibt. Ich spüre ein grosses Gefühl von Sicherheit. Hinzu kommt, dass die Sympathien stimmen.» Über den Verkaufspreis haben die beiden Parteien Stillschweigen vereinbart.